Émilie du Châtelet

* 17.12.1706 in Paris
† 10.09.1749 in Lunéville
war eine französische Mathematikerin, Physikerin und Philosophin, die als eine der bemerkenswertesten Intellektuellen der Aufklärung gilt.

Du, die Du jetzt den Ruhm des Vaterlandes stützest,
Frau! die Du ihm weit mehr als tausend Männer nütztest,
Erhabne Chatelet!
o fahre ferner fort
Der Wahrheit nachzugehn.

Luise Gottsched

Geboren als Gabrielle Émilie Le Tonnelier de Breteuil am 17. Dezember 1706 in Paris, wuchs sie in einer wohlhabenden und einflussreichen Familie auf. Ihr Vater, ein Höfling am französischen Königshof, erkannte früh ihre außergewöhnliche Begabung und förderte ihre Ausbildung – ein ungewöhnlicher Schritt in einer Zeit, in der Frauen nur selten Zugang zu höherer Bildung hatten. Émilie erhielt Unterricht in Mathematik, Physik, Fremdsprachen und Literatur. Ihre Sprachbegabung war beeindruckend: Neben Französisch sprach sie fließend Latein, Italienisch, Englisch und Deutsch.

1725 heiratete sie den Marquis Florent-Claude du Châtelet, eine Verbindung, die ihr den Titel Marquise de Châtelet einbrachte. Obwohl ihre Ehe weitgehend formell blieb, ermöglichte sie Émilie, sich ihren intellektuellen Interessen zu widmen. Nach der Geburt ihrer drei Kinder vertiefte sie ihre Studien, insbesondere in Mathematik und Physik, und begann, wissenschaftliche und philosophische Werke zu schreiben.

Château de Cirey

Ein Wendepunkt in ihrem Leben war ihre Begegnung mit Voltaire, einem der führenden Köpfe der Aufklärung, mit dem sie eine intensive intellektuelle und romantische Beziehung pflegte. Gemeinsam zogen sie sich auf ein Schloss ihres Ehemanns in Cirey zurück, wo sie eine produktive Arbeitsgemeinschaft bildeten. Während Voltaire sich der Literatur und Philosophie widmete, arbeitete Émilie an wissenschaftlichen Studien, insbesondere zur Physik.

Émilie du Châtelets bedeutendster Beitrag zur Wissenschaft war ihre Übersetzung und Kommentierung von Isaac Newtons Principia Mathematica, die 1749 veröffentlicht wurde, und bis heute eine der einflussreichsten und genauesten französischen Ausgaben des Werkes ist. Neben der Übersetzung fügte sie eigene Erläuterungen hinzu, die Newtons Gravitationstheorie mit der von Gottfried Wilhelm Leibniz entwickelten Infinitesimalrechnung verbanden. Sie trug wesentlich zur Verbreitung und Weiterentwicklung von Newtons Ideen auf dem europäischen Kontinent bei.

Diskurs über das Glück

Ihr wissenschaftliches Werk war jedoch nicht auf die Physik beschränkt. Émilie beschäftigte sich auch mit Metaphysik, Ethik und der Philosophie des Glücks. In ihrem Buch Discours sur le bonheur (Diskurs über das Glück) reflektierte sie über die Bedingungen eines erfüllten Lebens und betonte die Bedeutung von Leidenschaft, Vernunft und intellektuellem Streben.

Im Jahre 1746 wurde sie in die Akademie der Wissenschaften zu Bologna aufgenommen.

Émilie du Châtelets Leben endete tragisch früh: Sie starb am 10. September 1749 im Alter von 42 Jahren an den Folgen der Geburt ihres vierten Kindes. Sie war eine Frau, die gesellschaftliche Konventionen überwand und eine Brücke zwischen der Naturwissenschaft und der Philosophie schlug. Ihre Leidenschaft für Wissen und ihre intellektuelle Brillanz inspirieren bis heute.

Institutionen der Physik

Die Institutions de Physique sind das Hauptwerk von Émilie du Châtelet. Die Gelehrte nutzte die Ansichten von Descartes, Isaac Newton und Leibniz und stellte sie einander gegenüber. Ihre ursprüngliche Absicht war, ihrem dreizehnjährigen Sohn die neuen Ideen der Physik beizubringen.

Diskurs über das Glück

Der Discours sur le bonheur ist ein literarisch-philosophische Schriftwerk von . Darin versucht Émilie du Châtelet, die Idee des Glücks zu vervollständigen, indem sie den Weg großer Vorgänger zu diesem Thema verfolgt: Lukrez, Pascal oder auch Seneca. Es ist ihr einziges Werk, das auch in deutscher Sprache veröffentlicht wurde.

Ehrungen

«der Vorzug des Verstandes und der Wissenschaft setzt sie über alle übrigen ihres Geschlechtes und auch über einen großen Teil des anderen hinweg»
Immanuel Kant

Briefmarke Frankreich 2019

Die finnische Komponistin Kaija Saariaho schuf 2010 die Oper “Émilie”, die sich dem Leben von Émilie du Châtelet widmet.

Der Venuskrater du Chatelet wurde nach ihr benannt.

«Sie war ein großer Mann, dessen einziger Fehler es war, eine Frau zu sein.»
Voltaire

Zitatnachweis
Immanuel Kant: zit. nach Wikipedia
Voltaire: zugeschrieben, nicht belegt