Friedrich Wilhelm Nietzsche

* 15. Oktober 1844 in Röcken;
† 25. August 1900 in Weimar
war ein deutscher Philosoph, Dichter und Philologe.

Seine Philosophie befasste sich hauptsächlich mit Themen wie Moral, Kunst, Religion und Kultur.
Zahllose Philosophen und Künstler wurden von Nietzsches Ideen wesentlich beeinflusst.

1861

Nach dem Tod des Vaters und der Übersiedlung der Familie nach Naumburg besuchte Nietzsche seit 1854 das Domgymnasium. 1858 erhielt er eine Freistelle in der Landesschule Pforta (Schulpforta), an der er die für seinen späteren Berufsweg entscheidende strenge, altphilologisch akzentuierte Ausbildung erhielt. Zwei damals entstandene Abhandlungen, „Fatum und Geschichte“ und „Willensfreiheit und Fatum“, berühren bereits wesentliche Themen seiner nach 1876 entwickelten Philosophie.

1864

Nach dem Abitur 1864 immatrikulierte sich Nietzsche in Bonn an der theologischen Fakultät und wechselte im folgenden Semester zur klassischen Philologie. Im Herbst 1865 setzte er das Studium in Leipzig fort, u. a. weil sein Lehrer Friedrich Ritschl (1806–76) dorthin berufen worden war. Zu dieser Zeit entdeckte Nietzsche Schopenhauers Schrift „Die Welt als Wille und Vorstellung“, die auf seine Entwicklung wesentlichen Einfluss hatte. Getragen von der Leidenschaft Schopenhauers, widmete er sich dem Studium der Philologie. Nach einem Militärdienst bis März 1868 plante Nietzsche zunächst eine Dissertation über Kant und ein naturwissenschaftliches Studium in Paris. Auf Empfehlung Ritschls wurde Nietzsche im Februar 1869 als ao. Professor auf den altphilologischen Lehrstuhl in Basel berufen (o. Prof. April 1870), im März aufgrund seiner bisherigen Arbeiten in Leipzig promoviert. Einem Besuch bei Richard Wagner, den er im Herbst 1868 kennengelernt hatte, in Tribschen bei Luzern im Mai 1869 folgten viele weitere.

1868

Im August 1870 ließ Nietzsche sich für eine freiwillige Teilnahme als Sanitäter im Krieg gegen Frankreich beurlauben. – Nietzsche verfolgte in Basel ein kulturpädagogisches Programm in kosmopolitischer Absicht, das den kulturfeindlichen Tendenzen der modernen „Civilisation“ entgegenwirken sollte. Er sah sich dabei einig mit Jacob Burckhardt, vor allem aber mit Wagner, der Nietzsche für die öffentliche Durchsetzung seines Kunstideals zu gewinnen hoffte. Dieser Erwartung entsprach Nietzsche zunächst mit seiner Schrift „Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik“ (Anfang 1872). Ausgelöst durch innere Spannungen angesichts einer zunehmenden Distanz zu Wagners künstlerischen Bestrebungen und der Unvereinbarkeit seiner Lehrverpflichtungen mit der Entwicklung seiner philosophischen Interessen, verschlechterte sich Nietzsches Gesundheitszustand seit 1873 so gravierend (u. a. migräneähnliche Kopfschmerzen, Augenschwäche), dass ihm die Basler Erziehungsbehörde 1876 einen einjährigen Urlaub gewährte. Die Zeit bis Mai 1877 verbrachte er größtenteils in Sorrent mit Malwida v. Meysenbug (1816–1903) und dem Moralpsychologen Paul Rée (1849–1901). Hier traf Nietzsche auch ein letztes Mal Ende Okt. 1876 mit Wagner zusammen.

Lou Andreas-Salomé (1897)

1877 entstand der größte Teil des Aphorismenwerks „Menschliches, Allzumenschliches, Ein Buch für freie Geister“ (1878), das eine deutliche Absage an Wagners nationalistisches Kunstideal enthielt. Den grundsätzlichen Unterschied ihrer Kunst- und Kulturauffassungen hat Nietzsche später in der Polemik „Der Fall Wagner, Ein Musikantenproblem“ (1888) deutlich gemacht. Im Mai 1879 bat Nietzsche, dessen Gesundheitszustand sich rapide verschlechterte, um Entlassung aus dem Basler Amt, die ihm unter Zusicherung einer jährlichen Pension für sechs Jahre (verlängert 1885) gewährt wurde.

Am 3.1.1889 wurde bei Nietzsche in Turin eine organische Gehirnerkrankung manifest, die eine fortschreitende Zerstörung des Bewusstseins zur Folge hatte. Nachdem er Anfang Januar sog. „Wahnsinnszettel“ an Burckhardt und Overbeck geschickt hatte, holte letzterer ihn von Turin nach Basel zur Untersuchung in der Nervenklinik. Von hier brachte ihn die Mutter nach Jena, wo er bis Februar 1890 in der psychiatrischen Universitätsklinik beobachtet, danach von ihr bis Mai betreut und dann nach Naumburg zurückgebracht wurde. 1894 gründete die Schwester im Haus der Mutter ohne deren Zustimmung ein Nietzsche-Archiv. Sie übersiedelte, nachdem sie sich 1895 die Rechte am Nachlass hatte übertragen lassen, 1896 nach Weimar. Nach dem Tod der Mutter 1897 übernahm sie Nietzsche ins Archiv, wo er, als Kultobjekt aufbewahrt, weiterlebte. Die Ursachen von Nietzsches Erkrankung sind ungeklärt geblieben; sie ist möglicherweise durch eine Syphilis bedingt.

Text: Nemec, Friedrich, “Nietzsche, Friedrich” in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 249-253 [Online-Version] (CC BY-NC-ND 3.0 DE)

Nietzsche auf dem Krankenbett – Fotoserie von Hans Olde (1899)
Nietzsche auf dem Krankenbett – Fotoserie von Hans Olde (1899)
Nietzsche auf dem Krankenbett – Fotoserie von Hans Olde (1899)
Nietzsche auf dem Krankenbett – Fotoserie von Hans Olde (1899)
Nietzsche auf dem Krankenbett – Fotoserie von Hans Olde (1899)
Nietzsche auf dem Krankenbett – Fotoserie von Hans Olde (1899)
Nietzsche auf dem Krankenbett – Fotoserie von Hans Olde (1899)
Totenmaske von Curt Stoeving
Friedrich Nietzsche starb am 15. Oktober 1844

Nietzsches Notizbuch

Nietzsche-Archiv Weimar
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Zur Lektüre empfehlen wir die Kritische Gesamtausgabe der internationalen Forschungsgruppe HyperNietzsche. Dort findest du alle Werke in sehr guter Qualität wiedergegeben, unter anderen:

Menschliches, Allzumenschliches (1878-1880)
Morgenröte (1881)
Die fröhliche Wissenschaft (1882)
Also sprach Zarathustra (1883-1885)
Jenseits von Gut und Böse (1886)
Ecce homo (1888)

Ehrungen

nicht nur der größte Philosoph des ausgehenden 19. Jahrhunderts, sondern einer der unerschrockensten Helden überhaupt im Reich des Gedankens
Thomas Mann

Porträt von Edvard Munch 1906
Porträt von Hans Olde (Foto des Originals im Nietzsche-Archiv Weimar)
Porträt von Curt Stoeving 1894
Porträt von Theo van Doesburg

Wer kann ihn nicht in Anspruch nehmen! Sage mir, was du brauchst, und ich will dir dafür ein Nietzsche-Zitat besorgen.
Kurt Tucholsky

Arnold Kramer: Nietzsche im Krankenstuhl, Bronze (1898)
Heinrich Apel: Nietzsche-Skulptur in Naumburg
Also sprach Zarathustra
Sinfonische Dichtung von Richard Strauss
Max Kruse: Gipsabguss einer Marmorbüste
Karl Donndorf: Muschelkalk-Büste (1901)
Max Klinger: Bronze 1902
Otto Dix: Gipsbüste um 1913
Klaus F. Messerschmidt: Skulpturengruppe in Röcken

»Wieviel Wahrheit kann der Mensch ertragen?« das war die Frage des tapferen Denkers ein ganzes Leben hindurch.
Stefan Zweig

Mit staatlichen Ehrungen tat man sich überall schwer. So konnten wir weltweit nur drei Briefmarkenausgaben finden, die Friedrich Nietzsche würdigen. Auch auf Orden, Münzen und Banknoten hat er es nach unserer Kenntnis nicht geschafft.

Briefmarke Togo 2011
Briefmarke Deutschland 2000
Briefmarke Guinea 1998

Durchaus einzig und die größten aller verstehenden Psychologen sind Kierkegaard und Nietzsche.
Karl Jaspers

Bildnachweis
Max Klinger Bronze: Klassik Stiftung Weimar
Thorbjoern: Nietzsche-Skulpturengruppe Röcken, (CC BY 3.0)
alle übrigen Bilder: public domain

Audionachweis
Also sprach Zarathustra: Richard Strauss, Interpret: Sascha Ende (CC BY 4.0)

Zitatnachweis
Thomas Mann “Nietzsches Philosophie im Lichte unserer Erfahrung” Vortrag PEN-Clubs in Zürich, 3. Juni 1947
Kurt Tucholsky “Fräulein Nietzsche” Die Weltbühne, 12.01.1932
Stefan Zweig “Der Kampf mit dem Dämon: Hölderlin – Kleist – Nietzsche” Leipzig: Insel 1925
Karl Jaspers “Allgemeine Psychopathologie” Berlin, Heidelberg: Springer 1946

Ich grüße dich!

Videos zu Friedrich Nietzsche findest du in unserem Kinosaal, zum Beispiel:

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Nietzsche erklärt: Der Wille zur Macht

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Denker des Abendlandes

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Nietzsche in 60 Minuten