Werke
Dies ist das Hauptwerk Schopenhauers, an dem er sein ganzes Leben gearbeitet hat. Es erschien ab 1819 und wurde von da an immer wieder bearbeitet und erweitert. Die letzte Auflage des zweibändigen Werkes erschien 1859, kurz vor Schopenhauers Tod.
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„Kein Werk Schopenhauers hat eine derart breite Leserschaft gefunden wie seine Aphorismen zur Lebensweisheit – und keine seiner Schriften ist von der Fachwelt so wenig gewürdigt worden. Für die Verbreitung der Schrift, die als Teil seiner 1851 erschienenen “Parerga und Paralipomena” den Ruhm Schopenhauers noch zu Lebzeiten begründete, gibt es einen eindeutigen Grund: In einer sprachlich ebenso eleganten wie verständlichen Form widmet sich Schopenhauer hier einem nicht nur populären, sondern eminent lebenspraktischen Thema.“ Robert Zimmer
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Diese 1851 erschienenen “Nebenwerke und Ergänzungen” enthalten neben den “Aphorismen zur Lebensweisheit” eine Reihe kleinerer Schriften, darunter eine hübsche Parabel:
Die Stachelschweine
Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich an einem kalten Wintertage recht nah zusammen, um sich durch die gegenseitige Wärme vor dem Erfrieren zu schützen. Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigen Stacheln, welches sie dann wieder von einander entfernte. Wann nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher zusammenbrachte, wiederholte sich jenes zweite Übel, so daß sie zwischen beiden Leiden hin und her geworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung voneinander herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten konnten.
So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab. Die mittlere Entfernung, die sie endlich herausfinden, und bei welcher ein Beisammensein bestehen kann, ist die Höflichkeit und feine Sitte. Dem, der sich nicht in dieser Entfernung hält, ruft man in England zu: keep your distance! – Vermöge derselben wird zwar das Bedürfnis gegenseitiger Erwärmung nur unvollkommen befriedigt, dafür aber der Stich der Stacheln nicht empfunden.
Wer jedoch viel eigene, innere Wärme hat, bleibt lieber aus der Gesellschaft weg, um keine Beschwerde zu geben, noch zu empfangen.
Ehrungen
Es ist gar nicht einzusehen, warum Du nicht mehr Schopenhauer liesest. Was an dem System wahr ist, ob es wahr ist und ob nicht … das kann ich nicht beurteilen. Aber es fällt eine solche Fülle von klugen und genialen Bemerkungen dabei ab, fast alle klassisch zu Ende formuliert, niemals langweilig, immer von oben, ein Herr, das Ganze durchblutet von einem so starken Temperament – das solltest Du immerzu lesen.
Kurt Tucholsky
Schopenhauers Spruch: “Ein Mensch kann zwar tun, was er will, aber nicht wollen, was er will”, hat mich seit meiner Jugend lebendig erfüllt und ist mir beim Anblick und beim Erleiden der Härten des Lebens immer ein Trost gewesen und eine unerschöpfliche Quelle der Toleranz.
Albert Einstein
Ich weiß nicht, ob ich meine Meinung einmal ändern werde, jetzt jedenfalls bin ich überzeugt, dass Schopenhauer der genialste aller Menschen ist
Leo Tolstoi (1869)
Bildnachweis
Zeichnung von Karl Bauer (gemeinfrei)
Denkmal in Frankfurt (CC BY-SA 3.0)
Skulptur Danzig: Panek (CC BY 3.0 PL)
Porträt von Angilbert Göbel: © Museumslandschaft Hessen Kassel
Zitatnachweis
Biografie: Hühn, Lore, “Schopenhauer, Arthur” in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 471-473 [Online-Version] (CC BY-NC-ND 3.0 DE)
Kurt Tucholsky, Brief an seine Freundin Hedwig Müller (1935)
Albert Einstein “Mein Weltbild” (1934)
Leo Tolstoi, Brief an Afanassi Schenschin, August 1869