* 03.05.1469 in Florenz
† 21.06.1527 ebenda
war ein italienischer Politiker, Schriftsteller und Diplomat der Renaissance.
Seine Schriften beeinflussten viele Denker der Aufklärung, darunter Jean-Jacques Rousseau und Voltaire.
Die Zeit seines Lebens ist deshalb bewegt, weil die geopolitische Sphäre durch die Entdeckung des amerikanischen Kontinents immens erweitert wurde und weil kaiserliche Soldaten 1527 Rom plünderten (Sacco di Roma) mit der Folge, dass der Barock zum Manierismus wird. Auch der Aufstieg des Predigers Savonarola und sein Sturz nimmt Machiavelli aufmerksam wahr.
Machiavellis Leben, das mit neunundfünfzig Jahren beendet wird, verläuft, obwohl er an der Florentinischen Politik teilnimmt, nicht sonderlich spektakulär. Er kam mit Cesare Borgia zusammen, war mehrfach Gesandter in Frankreich und traf Kaiser Maximilian zweimal. Als die aus Florenz vertriebenen Medici zurückkehrten, wird Machiavelli gefoltert, jedoch infolge der Intervention des Kardinals Giuliano de‘ Medici wieder freigelassen. Er zieht sich auf sein Landhaus in San Casciano bei Florenz zurück. Dort verfasst er sein epochales Werk Über die Fürsten (De principatibus, das seither als Il Principe (Der Fürst) zitiert wird. Er taucht danach in Venedig auf und konzipiert eine veränderte Militärstruktur für Florenz. Danach werden die Medici erneut gestürzt und Machiavelli verliert am Ende seines Lebens erneut seine Ämter.
Machiavelli verfasste neben der Fürstenschrift, den Discorsi und der Geschichte von Florenz auch Komödien. Seine berühmteste ist das Stück Mandragola, das noch immer aufgeführt wird und die Dummheit eines Ehemanns bei deren geschickt eingefädelter Verführung zeigt.
Machiavelli wirkt auch heute weiter. Man hielt ihn zunächst für schuldig an den Massakern der Bartholomäusnacht in Frankreich. Zudem inspirierte er Marlowe und Shakespeare zu einem Bühnen-Machiavelli im Elisabethanischen Theater.
1576 ließ der französische Hugenotte Innocence Gentillet eine Schrift verbreiten, die Machiavelli als geistigen Vater der Bartholomäusnacht verstehen wollte. Denn am 24. August 1572 und in den folgenden Tagen wurden in Paris mehr als 10.000 französische Protestanten im Schlaf ermordet. Dies geschah durch Anhänger der Partei der Guise und mit Billigung der Königin Katharina aus dem Haus der Medici. Es handelt sich um den ersten Völkermord aus politischen Motiven, der auch als Politozid bezeichnet wird. In Rom ließ Papst Gregor XIII. ein Tedum anstimmen, ließ Münzen prägen, auf denen Engel zu sehen sind, welche die Protestanten ermordeten und urteilte, dieses Massaker erfreue ihn noch mehr als jener Seesieg über die Türken bei Lepanto 1571. Doch auf Machiavelli kann dieser Politozid nicht zurückgeführt werden. Weder er noch sein Freund Guicciardini sprachen sich für Politozide aus. Statt Massentötungen dürften lediglich einige aus dem Weg geräumt werden. Zwar ist auch die Lizenz zum Einzelmord verwerflich. Doch die Politozide des Nationalsozialismus haben mit Machiavelli nichts zu tun. Zu deren geistigen Vätern gehört eher Friedrich Nietzsche und seine Forderung nach der Vernichtung von Millionen – in seiner unbegründeten Wertung – missratener Menschen.
Der Bühnen-Machiavelli verfolgt speziell bei Shakespeare als Jago, als Richard III, als Edmund in King Lear verwerfliche Ziele um des Verwerflichen willen, sie verhöhnen alle Religion und Moral, sie begehen Verrat an ihren Verbündeten und werden erst dann enttarnt, als es bereits zu spät ist, um den Untergang der Opfer zu verhindern. Der erste Bühnen-Machiavelli erscheint als der Jude Barabas in Marlowes Tragödie The Jew of Malta. Shakespeares Richard III. beansprucht gar, dass er den mörderischen Machiavelli zum Nachsitzen auf eine Schule schicken wolle.
Das Verständnis der Fürstenschrift war seit Traiano Boccalini von der Deutung belastet, dass der Fürst alle üblen Verhaltensweisen aufweist, um ihn dem öffentlichem Abscheu auszuliefern. Dieser Umdeutung des Fürsten folgten Rousseau und die französischen Aufklärer und der italienische Dichter Ugo Foscolo. Es gehe Machiavelli um eine Enttarnung der Listen des souveränen Alleinherrschers. Heute versteht man Machiavelli als Vertreter eines politischen Realismus.
Die “Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio” sind eine Abhandlung in drei Büchern, in denen Machiavelli die Republik als die beste Staatsform betrachtet und die Voraussetzungen für ihre Stabilität und Fortdauer untersucht. Es geht ausführlich auf die politischen Institutionen der Republik ein und argumentiert, dass die Machtaufteilung und die Gewaltenteilung entscheidend für ihre Stabilität sind. Es untersucht auch die Rolle der Bürger in der Republik und die Bedeutung von Bildung und Engagement für das Gemeinwohl.
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ist das bekannteste Werk von Niccolò Machiavelli und wird oft als eines der bedeutendsten Werke der politischen Philosophie betrachtet. Es ist eine kurze Abhandlung, die in Form von Ratschlägen an einen fiktiven Fürsten geschrieben ist. Er beschreibt darin, wie ein Herrscher seine Macht aufrechterhalten und seine Feinde besiegen kann, auch wenn er dabei unethische Methoden einsetzen muss. Machiavellis zentrale These ist, dass es für einen Fürsten wichtiger ist, gefürchtet als geliebt zu werden, da Furcht eine stärkere Triebfeder für Gehorsam und Loyalität ist. Der Fürst sollte außerdem bereit sein, die Regeln der Moral und der Gerechtigkeit zu brechen, um seine Ziele zu erreichen und seine Macht zu erhalten. Dies beinhaltet auch den Einsatz von Gewalt, Lügen und Intrigen, wenn es notwendig ist, um die Feinde des Staates zu besiegen.
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Machiavelli war ein Kritiker der Kirche und ein Verteidiger der Vernunft und der Freiheit.
Voltaire
Hannah Arendt
Antonio Gramsci
Bildnachweis
JoJan: Macchiavelli Skulptur von Lorenzo Bartolini (CC BY 3.0)
Büste in Villa Borghese: Krzysztof Golik (CC BY-SA 4.0)
Grabmal: Rufus46 (CC BY-SA 3.0)