Vergiftet, versklavt, vertrieben – die Schicksale der Großen Drei in Athen

Der Tod des Sokrates, Gemälde von Jacques-Louis David (1787)

Die drei großen Philosophen der Athener Schule wurden zu Lebzeiten nicht immer wohlwollend behandelt. Jeden von ihnen traf die Missgunst und Ignoranz ihrer Zeitgenossen auf harte Art und Weise.

Sokrates stellte kritische Fragen an die etablierten Autoritäten seiner Zeit, insbesondere an die Sophisten, die als Rhetorik- und Weisheitslehrer galten. Er hinterfragte ihre Ansichten und zeigte, dass wahre Weisheit sich nicht in rhetorischem Geschick zeigt, sondern auf gründlichem Denken und reflektierender Vernunft beruht. Damit schuf er sich viele Feinde, die schließlich Gründe fanden, ihm den Prozess zu machen. Sokrates wurde angeklagt, den Glauben an die traditionellen Götter zu verderben und neue Gottheiten einzuführen. Dies wurde als “Gottlosigkeit” betrachtet, was ein schweres Vergehen in der religiösen und sozialen Ordnung Athens war. Eine weitere Anklage gegen Sokrates war, dass er junge Athener dazu verleitete, ihre elterlichen Traditionen und die Autorität der Staatsführung in Frage zu stellen. Er wurde zum Tode verurteilt und musste sich selbst mit dem Schierlingsbecher vergiften.

Tragisch verlief ein Aufenthalt Platons auf Sizilien:
„Von dort aber kam er auf eine Einladung des Dionysios, der den Glanz seines Hofes durch die Anwesenheit gelehrter und geistreicher Männer zu erhöhen liebte, nach Syrakus. Er gewann dort die innige Verehrung und verständnisvolle Anhängerschaft eines bedeutenden und einflussreichen Verwandten des Tyrannen, Dion, machte sich aber dem Machthaber selbst durch freimütige Kritik seines Treibens bald missliebig; dieser ließ ihn heimtückisch durch den spartanischen Gesandten, mit dessen Schiff Platon die Heimreise antrat, den Aigineten in die Hände liefern, die damals mit Athen in heftiger Fehde lagen und ihn ohne Umstände auf dem Sklavenmarkt zum Verkauf ausboten. Glücklicherweise wurde er von einem durchreisenden Kyrenäer Annikeris losgekauft und konnte nun nach Athen zurückkehren. “ (Paul Natorp)

Aristoteles, der vielleicht berühmteste Denker des Abendlandes, wurde sogar zwei Mal aus Athen vertrieben. Sein Vater war Leibarztes des makedonischen Königs Philipp II, den die Athener hassten. Aristoteles wurde nun als Sohn eines makedonischen Spions angesehen. Obwohl er der angesehenste Philosoph an Platons Akademie war, durfte er dessen Nachfolge deshalb nicht antreten. Als Philipp gegen Athen und seine Verbündeten ins Feld zog, und die Feindschaft gegen die Makedonier eskalierte, musste Aristoteles um sein Leben fürchten und floh aus Athen.
Er wurde als Lehrer für Philipps Sohn Alexander (der Große) berufen. Später kehrte er nach Athen zurück, doch dort galt er noch immer als makedonischer Agent. Als Alexander starb, entlud sich der anitimakedonische Hass gegen Aristoteles. Er musste ein zweites Mal fliehen und zog mit seiner Familie auf die Insel Euböa, wo er kurze Zeit später verstarb.

Auch später gab es Fälle von Verfolgungen und Gewalttaten gegen Philosophen, wie zum Beispiel Hypatia von Alexandria, einer bedeutenden Mathematikerin und Philosophin. Anfang des 5. Jahrhunderts wurde sie wegen ihres Neoplatonismus und ihrer heidnischen Überzeugungen von einem aufgebrachten religiösen Mob ermordet.

Der italienische Philosoph Giordano Bruno wurde im 16. Jahrhundert von der katholischen Kirche wegen seiner pantheistischen und heliozentrischen Ansichten verfolgt und 1600 auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

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