Das Projekt IMAGOSOPHIE will die Wirkkraft des Bildes nutzen, um philosophisches Gedankengut zu übersetzen. Es möchte Ideen aller Epochen in unsere Zeit holen.
Wir sind Zwerge auf den Schultern von Riesen, nur deshalb können wir so viel und so weit sehen. Aber nur dann, wenn wir uns dessen bewusst sind und sehen wollen.
Danke an alle Philosophen, an die Riesen, auf deren Schultern stehend wir so weit sehen können.
Danke an die Fotografen und Künstler, die Philosophen der Bildsprache, vor allem an jene Zeitgenossen, die sich der Idee der Creative Commons verpflichtet fühlen, um alle Menschen kostenlos an ihrem Schaffen teilhaben zu lassen. Ohne sie wäre diese Ausstellung nicht möglich gewesen.
Kunst soll nicht belehren, sie soll öffnen. Wenn nun aber Philosophie zum Gegenstand der Kunst wird, lässt sich das Belehrende nicht ausklammern. Muss man deshalb diese Ausstellung mit der Bereitschaft zum Sich-Belehren-Lassen betreten; muss man sich gar auskennen in der Welt der Philosophie?
So sehr unterscheiden sie sich doch gar nicht, die Philosophie und die Kunst. Wie der Maler mit Farben, der Musiker mit Tönen, so gestaltet der Philosoph mit Worten. Und ebenso wie die Sonate und das Gemälde nicht einfach nur die Realität widerspiegeln, so reflektiert auch die philosophische Idee den jeweiligen Seins- und Gefühlszustand des Künstlers. Das Kunstwerk erhebt keinen Anspruch auf Wahrheit, sondern auf Authentizität. Ebenso wenig brauchen wir Kunstkenner zu sein, um ein Bild auf uns wirken zu lassen, keine Philosophen, um uns eine Erkenntnis zu eigen zu machen.
Wenn es um Fragen von Erkenntnis oder Lebenssinn, von Bildung oder Kunst geht, kann Philosophie bestenfalls Fragen stellen; Antworten werden stets nur Versuche sein. Geht es aber um konkrete Situationen – um hungernde Kinder, vermüllte Meere, perfide Diktaturen – dann soll der Philosoph kein Interpretationsspektrum liefern, dann braucht es sehr wohl Antworten, eine kritische Theorie, die den Kern der Missstände offenbart. Das mag als Belehrung empfunden werden, vielleicht überschreitet man damit auch die Schwelle aus der Kunst heraus. An dieser Stelle, im Angesicht erschreckender Bilder und Visionen, ist das jedoch kein wirklich relevantes Hindernis mehr. Hier könnte man bestenfalls anzweifeln, ob das Philosophische der Tragweite des Themas gerecht wird. Wie die Kunst hat aber auch die Philosophie eine Gratwanderung zu vollziehen: sie soll den Ansprüchen des Künstlers an sich selbst Genüge tun, aber an den Menschen, den Betrachtern nicht vorbei gehen. Gerade bei dem zeitgenössischen Bezug, den diese Ausstellung schaffen will, ist es wichtig, alle Betrachter anzusprechen.
Die Exponate sind auf 11 Bereiche verteilt:
Alle Bilder lassen sich per Click vergrößern.
Die Quellenangaben finden sich unten links in jedem Bereich.
wie Irrational
Nö – Doch
“Die Majorität der Dummen ist unüberwindbar und für alle Zeiten gesichert. Der Schrecken ihrer Tyrannei ist indessen gemildert durch Mangel an Konsequenz.”
Albert Einstein: „Essays Presented to Leo Baeck on the Occasion of his Eightieth Birthday“, London, East And West Library, 1954
Foto: Hans-Peter Feix © alle Rechte vorbehalten
Widersprüche
“Menschen können zwischen ihr Wissen und ihr Handeln Abgründe von der Dimension des Marianengrabens legen und haben nicht das geringste Problem damit, die eklatantesten Widersprüche mühelos zu integrieren und im Alltag zu leben.”
Harald Welzer „Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand“ Frankfurt: S. Fischer 2013
Ein Aufschrei
“Ein Aufschrei, eine Schockwelle – dann morpht alles zurück in den glitzernden Morast sensationeller Nichtigkeiten.”
Konstantin Wecker “Mönch oder Krieger” Gütersloher Verlagshaus 2014
Langeweile
“Nun ist die ursprüngliche Bestimmung der Kräfte, mit welchen die Natur den Menschen ausgerüstet hat, der Kampf gegen die Not, die ihn von allen Seiten bedrängt. Wenn aber dieser Kampf einmal rastet, da werden ihm die unbeschäftigten Kräfte zur Last: er muss daher jetzt mit ihnen spielen, d.h. sie zwecklos gebrauchen: denn sonst fällt er der anderen Quelle des menschlichen Leidens, der Langenweile, sogleich anheim.”
Arthur Schopenhauer „Aphorismen“ (1851)
Foto: intographics (über pixabay, Lizenz CC 0)
Lebens-Tatsachen
“Die Gewalt des Fortschritts verwandelt Vernunft in Unterwerfung unter die Lebenstatsachen und unter das dynamische Vermögen, mehr und größere Tatsachen derselben Lebensweise herzustellen.”
Herbert Marcuse: „Der eindimensionale Mensch“ (1964)
Foto: Hans-Peter Feix © alle Rechte vorbehalten
Tanz auf dem Vulkan
“Tanz auf dem Vulkan ist die spaßigste Form der Resignation”
Klaus Fürst
Foto: Gertrud K., Lizenz CC BY-NC-SA 2.0 DEED
Lehm und Schmirgel
“im Dreck zwischen Lehm und Schmirgel einen scharfen Unterschied zu finden, das geziemt sich nicht.”
Bertolt Brecht „Man sollte nicht zu kritisch sein“
Zitat unten: Erich Fromm: „Haben oder Sein“ Stuttgart: DVA 1976
wie Moral
Fleisch
Wünschen wir uns eine Gesellschaft, in der alles käuflich ist? Oder gibt es gewisse moralische und staatsbürgerliche Werte, die von den Märkten nicht gewürdigt werden – und die man für Geld nicht kaufen kann?
Michael J. Sandel „Was man für Geld nicht kaufen kann.“ Berlin: Ullstein 2012
Foto: Clard (über pixabay, Lizenz CC 0)
Richtiges Leben
“Es gibt kein richtiges Leben im falschen.”
Theodor W. Adorno “Minima Moralia” (1951)
Fotos: Kolforn (über Wikimedia, Lizenz CC BY-SA 4.0)
Patriarchenluft
“Flüchte du, im reinen Osten Patriarchenluft zu kosten”
Johann Wolfgang v. Goethe „West-östlicher Divan“ (1819)
Foto: Kremlin.ru (CC BY 3.0)
Wohlstand für alle
“Das mir vorschwebende Ideal beruht auf der Stärke, dass der Einzelne sagen kann: Ich will mich aus eigener Kraft bewähren, ich will das Risiko des Lebens selbst tragen, will für mein Schicksal selbst verantwortlich sein. Sorge Du, Staat, dafür, dass ich dazu in der Lage bin.”
Ludwig Erhardt „Wohlstand für alle“ Düsseldorf: econ 1957
Foto: © fotolia
Verärgerte Bürgerliche
“Verärgerte Bürgerliche sind noch keine Revolutionäre.”
Kurt Tucholsky „Emigranten“ Die Weltbühne, 18.08.1925, Nr. 33, S. 270
Foto: Rowan Gillette-Fussell (über flickr, Lizenz CC BY-ND 2.0
Fressen und Moral
“Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.”
Bertolt Brecht „Dreigroschenoper“ (1928)
Fotos:
Altar: eigenes Bild – public domain
in Altar eingefügte Bilder: © Lizenzen über Fotolia und Dreamstime – alle Rechte vorbehalten
Zitat unten: Mark Twain „Following the Equator“ 1897
wie Autonomie
Freiheit
“Freiheit von etwas ist das notwendige Vorspiel zur Freiheit zu etwas.”
Erhard Eppler „Ende oder Wende“ München: dtv 1976
Fotos: © fotolia
Meinungsgleichheit
“Jetzt, zum ersten mal, bestand die Möglichkeit, allen Untertanen nicht nur vollkommenen Gehorsam gegenüber dem Willen des Staates, sondern auch vollkommene Meinungsgleichheit aufzuzwingen.”
George Orwell „1984“ (1948)
Foto: Quinn Dombrowski, Lizenz: CC BY-SA 2.0 DEED
Freie Sklaven
“Niemand ist mehr Sklave, als der sich für frei hält, ohne es zu sein.”
Johann Wolfgang v. Goethe „Die Wahlverwandtschaften“ (1809)
Foto: Chris Marchant (Lizenz: CC BY 2.0 DEED)
Klicksklaven
“Denn Handlanger bleiben sie, auswechselbare Klicksklaven der wahren Macht der Monopole, in welche Elitestellung sie sich auch hineinfantasieren.”
Konstantin Wecker & Prinz Chaos „Aufruf zur Revolte“ Gütersloh: Random 2013
Foto: Engin_Akyurt, Lizenz: CC 0
Arbeitslager Welt
“So wie die Arbeit im Kapitalismus unaufhörlich wird, so wird jeder Augenblick im Leben, jede Stufe im Lebenslauf, jeder Euro auf dem Konto lediglich zur Vorstufe jedes nächsten Abschnitts, jedes weiteren Euro.”
Harald Welzer „Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand“ Frankfurt: S. Fischer 2013
Foto: Yannick Bammert, Lizenz: CC BY 2.0 DEED)
Vollkommene Unterwerfung
“Keine Unterwerfung ist so vollkommen wie die, die den Anschein der Freiheit wahrt. Damit lässt sich selbst der Wille gefangennehmen.”
Jean-Jacques Rousseau “Émile”
Foto: Mario Antonio Pena Zapatería, Lizenz CC BY-SA 2.0 DEED
Mensch und Werkzeug
“So folgte auf das dem Rhythmus des Menschen angepasste Werkzeug ein im Rhythmus des Werkzeugs agierender Mensch, und alle menschlichen Handlungsweisen wurden dadurch transformiert.”
Ivan Illich „Selbstbegrenzung“ Reinbek: Rowohlt, 1975
Foto: Jeff Turner, Lizenz CC BY 2.0 DEED)
Zitat unten: Ivan Illich „Selbstbegrenzung“ Reinbek: Rowohlt, 1975
wie Gedanken
Vornehme Seele
“Eine vornehme Seele ist die nicht, welche der höchsten Aufschwünge fähig ist, sondern jene, welche sich wenig erhebt und wenig fällt, aber immer in einer freieren durchleuchteten Luft und Höhe wohnt.”
Friedrich Nietzsche „Menschliches, Allzumenschliches“ (1878)
Fotos
Hintergrund: ELG21 (über pixabay, Lizenz CC 0)
Frau: RyanMcGuire (über pixabay, Lizenz CC 0)
Orte der Sinnfindung
“Die wirkliche Verschwendung, mit der wir heute konfrontiert sind, ist nicht die Verschwendung von Geld, sondern die Verschwendung von Möglichkeiten von Menschen.”
Robert & Edward Skidelsky “Wie viel ist genug?“ München: Kunstmann 2013
Fotos:
links: Tama66 – CC0 Public Domain
Mitte: Pexels – CC0 Public Domain
rechts: Richard Huber – CC by-sa /3.0/deed.en
Aufwand aufs Leben
“Gewiss, wir machen viel zu viel vorarbeitenden Aufwand aufs Leben. Anstatt dass wir gleich anfingen, uns in einem mäßigen Zustand behaglich zu finden, so gehen wir immer mehr ins Breite, um es uns immer unbequemer zu machen.”
Johann Wolfgang v. Goethe „Die Wahlverwandtschaften“ (1809).
“Es gibt Menschen, die bereiten sich ein ausgiebiges, erquickendes Bad. Und es gibt andere, die in der gleichen Menge Wasser nicht einmal planschen können, denn sie haben das Becken zu groß gebaut.”
Klaus Fürst
Der heitere Idiot
“Der heitere Idiot in der Welt der Informierten zu sein heißt, ohne eine Regung von Zukunftsunruhe, ohne Angst zu leben.”
Botho Strauß „Lichter des Toren“ München: Diederichs 2013
Foto: Tom Hickmore, Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0
Gesinnung zum Mitnehmen
“Es ist so bequem, unmündig zu sein.”
Immanuel Kant, „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ (1784)
Foto: blu-news.org (Lizenz: CC BY-SA 2.0)
Die Epochen
“Wenn die Epochen sich schließen, wenn die Völker tot sind und die Könige ruhen in der Kammer, wenn die Reiche vollendet liegen und zwischen den ewigen Meeren verfallen die Trümmer, dann sieht alles nach Ordnung aus, als hätten sie alle nur hinauf zu langen gebraucht und hätten herabgeholt die großen, die leuchtenden, die fertig liegenden Kränze, aber es war einst alles ebenso erkämpft, behangen mit Blut, mit Opfern gesühnt, der Unterwelt entrissen und den Schatten bestritten.”
Gottfried Benn, Rede anl. Verleihung Georg-Büchner-Preis Darmstadt 1951
Bild: Lizenz CC 0
Die bessere Natur
“Der Mensch ist noch sehr wenig, wenn er warm wohnt und sich satt gegessen hat, aber er muss warm wohnen und satt zu essen haben, wenn sich die bessere Natur in ihm regen soll.”
Friedrich Schiller, Brief an Herzog Christian Friedrich von Augustenburg, 11.11.1793
Foto: Magdalena Roeseler (Lizenz CC BY 2.0)
Zitat unten: Heinrich Heine „Aphorismen und Fragmente“
wie Obszön
Finanzierungsvorbehalt
“Die Menschenwürde, hieß es, wäre unantastbar, jetzt steht sie unter Finanzierungsvorbehalt”
Konstantin Wecker, „Empört euch“ Album „Wut und Zärtlichkeit“ (2012)
Foto: Thomas Hawk, Lizenz (CC BY-NC 2.0)
Müllsammler
“Diese Gesellschaft ist insofern obszön, als sie einen erstickenden Überfluss an Waren produziert und schamlos zur Schau stellt, während sie draußen ihre Opfer der Lebenschancen beraubt; obszön, weil sie sich und ihre Mülleimer vollstopft, während sie die kärglichen Lebensmittel in den Gebieten ihrer Aggression vergiftet und niederbrennt; obszön in den Worten und dem Lächeln der Politiker und Unterhalter; in ihren Gebeten, ihrer Ignoranz und in der Weisheit ihrer gehüteten Intellektuellen.”
Herbert Marcuse „Versuch über die Befreiung“ (1969) Frankfurt: Suhrkamp 2008
Fotos:
links: ?
Mitte: Georgie Pauwels – CC BY 2.0
rechts: Asian Development Bank – CC BY-NC-ND 2.0
Am Meer
“Die Zukunft der Menschheit hängt nicht mehr davon ab, was sie tut, sondern mehr denn je davon, was sie unterlässt.”
John Irving
Foto: Wilfredor, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Unterlassene Hilfeleistung
“Reichtum ist unterlassene Hilfeleistung”
Max Horkheimer, zit. nach Jean Ziegler: “Ändere die Welt”
Foto (groß): Ggia, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Furcht und Schrecken
“Die Natur hätte den Menschen nicht hervorbringen können, wenn sie sich seinen Hoffnungen und Wünschen nicht gewachsen fühlte. Die gehören zu ihm wie das Wasser zum Fisch.”
Friedrich Hebbel
Foto: Susan Frazier, Lizenz: CC BY-NC 2.0
Globalisierung der Gleichgültigkeit
“Um einen Lebensstil vertreten zu können, der die anderen ausschließt, … hat sich eine Globalisierung der Gleichgültigkeit entwickelt. Fast ohne es zu merken, werden wir unfähig, Mitleid zu empfinden gegenüber dem schmerzvollen Aufschrei der anderen, wir weinen nicht mehr angesichts des Dramas der anderen, noch sind wir daran interessiert, uns um sie zu kümmern, als sei all das eine uns fern liegende Verantwortung, die uns nichts angeht.”
Papst Franziskus „EVANGELII GAUDIUM“ Apostolisches Schreiben 26.11.2013
Fotos:
„Dürre“ Oxfam East Africa – CC by/2.0/deed.en)
„Hilda Dokubo“ Anonym – CC by-sa/3.0/deed.en)
Zitat unten: Herbert Marcuse „Versuch über die Befreiung“ (1969) Frankfurt: Suhrkamp 2008
wie System
Wir sind das System
“Es ist freilich nicht leicht, einem System zu widerstehen, wenn man Teil desselben ist.”
Max Otte „Stoppt das EURO-Desaster“ Berlin: Ullstein 2011
Fotos:
oben: Eoghan OLionnain, Lizenz CC BY-SA 2.0
alle anderen: Lizenz CC 0
Mehrheit setzte durch
“Der Feigen waren mehr, denn der Streitbaren, der Dummen mehr, denn der Klugen – Mehrheit setzte durch.” Friedrich Schiller „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua“ (1783)
“Aber der vielleicht stärkste Einwand gegen die Theorie der Volksherrschaft ist, dass sie eine irrationale Ideologie, einen Aberglauben fördert: den autoritären und relativistischen Aberglauben, dass das Volk (oder die Majorität) nicht Unrecht haben kann und nicht Unrecht tun kann.” Karl Popper „Alles Leben ist Problemlösen“ München: Piper 1994
Foto: Gage Skidmore, Lizenz CC BY-SA 2.0
Wo Mehrheit siegt
“Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, Verstand ist stets bei wen’gen nur gewesen. Der Staat muss untergehn, früh oder spät, wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet.”
Friedrich Schiller „Demetrius“ (1805)
Foto: blu-news.org, Lizenz: CC-BY-SA-2.0
Industrielle Armeen
“An die Stelle der Manufaktur trat die moderne große Industrie, an die Stelle des industriellen Mittelstandes traten die industriellen Millionäre, die Chefs ganzer industriellen Armeen, die modernen Bourgeois.”
Karl Marx, Friedrich Engels „Manifest der Kommunistischen Partei“ (1848)
Fotos:
Hintergrund: public domain
Porträt: Shakti Shekhawat Lizenz CC 0
Auto: Marschmensch, Lizenz CC-BY 4.0
Absolution
“Der Macht, die diese Gesellschaft über den Menschen gewonnen hat, wird durch ihre Leistungsfähigkeit und Produktivität täglich Absolution erteilt.”
Herbert Marcuse „Der eindimensionale Mensch“ (1964) – München: DTV 1998
Foto: © Lizenz fotolia
Mitglied einer Schafherde
“Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.”
Albert Einstein „Neun Aphorismen“ (in: Essays Presented to Leo Baeck on the Occasion of his Eightieth Birthday), London, East And West Library, 1954
Fotos:
unten: © Lizenz Dreamstime
oben li.: MarineCorps NewYork, Lizenz CC BY 2.0
oben re.: Leonid Mamchenkov, Lizenz CC BY 2.0
Völkische Bewegungen
“Man sieht jetzt im Moment, in der Nahsicht etwas, was später in deutschen Geschichtsbüchern vielleicht verwischt aussehen wird. Man kann jetzt sehr genau beobachten, im Detail beobachten, wie völkische Bewegungen entstehen.”
Jutta Ditfurth „Kulturzeit-Gespräch“ 3sat, 16.12.2014
Fotos:
Hintergrund: Kalispera Dell, Lizenz CC BY 3.0)
Beatrix von Storch: Superbass, Lizenz CC-BY-SA-4.0
Marine Le Pen: Gauthier Bouchet, Lizenz CC BY-SA 3.0
Geert Wilders: wikimedia, Lizenz CC0 1.0
Björn Höcke: Olaf Kosinsky, Lizenz CC BY-SA 3.0 DE
© Verwendung der Collage unter Berücksichtigung der Schutzrechtsansprüche der Einzelwerke!
Zitat unten: Christoph Schlingensief, Wirtschaftsblatt, 17. August 2006
Und da bin ich selber Mitglied. Christoph Schlingensief
wie Optimismus
Charakter
“Denn nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein.”
Kurt Tucholsky „Die Verteidigung des Vaterlandes“ Die Weltbühne 1921
Foto: EYE DJ, Lizenz CC BY-NC-ND 2.0
Der Zorn des Tages
“Oh, wenn der Zorn des Tages vorbei ist und die Zukunft anbricht, dann wird ein zukünftiger Künstler sogar für die Darstellung der vergangenen Unordnung und Verwirrung schöne Formen finden.”
Fjodor Dostojewski „Der Jüngling“ (1875)
Fotos:
oben: JuergenPM, public domain
Mitte: Zoriah, Lizenz CC BY-NC 2.0
unten: stephan, Lizenz CC BY-SA 2.0
Richtiges Leben im falschen
“Es gibt kein richtiges Leben im falschen”
Theodor W. Adorno “Minima Moralia” (1951)
Fotos:
links: fotolia-Lizenz (alle Rechte vorbehalten)
oben: Susan Melkisethian, Lizenz CC BY-NC-ND 2.0
unten: Jason Alegria, Lizenz CC BY-NC-ND 2.0
Think again
Zitat Edmund Burke zugeschrieben (nicht belegt)
Foto: Lizenz CC 0
Rohheit
“Ich selber glaube nicht an die Rohheit um der Rohheit willen… Die Rohheit kommt nicht von der Rohheit, sondern von den Geschäften, die ohne sie nicht mehr gemacht werden können.”
Bertolt Brecht, Schriftsteller-Kongress „Zur Verteidigung der Kultur“ in Paris 1935
Foto: © Hans-Peter Feix
Revolution zu zweit
“Die Liebe ist eine Revolution zu zweit.”
Francesco Alberoni “Verliebt sein und lieben. Revolution zu zweit” (1991)
Foto: Leroy Skalstad
Lizenz: CC0 – Public Domain
Selbstliebe
“Wer in sich selbst verliebt ist, hat wenigstens bei seiner Liebe den Vorteil, dass er nicht viele Nebenbuhler erhalten wird.”
Georg Christoph Lichtenberg „Sudelbuch H“ (um 1790)
Foto: geralt, Lizenz CC0 – Public Domain
Zitat unten: Edward Teller (zugeschrieben, nicht prüfbar)
wie Pessimismus
Sinn des Lebens
“Fragt ein Verzweifelter, der sich umbringen will, einen, der ihm gut zuredet, davon abzulassen, nach dem Sinn des Lebens, so wird der hilflose Helfer ihm keinen nennen können… Leben, das Sinn hätte, fragte nicht danach.”
Theodor W. Adorno “Negative Dialektik” (1966)
Fotos:
oben rechts: Michael Clesle, Lizenz CC BY-NC 2.0 DEED
oben links: Andrew Imanaka, Lizenz CC BY-ND 2.0 DEED
unten: jef Safi, Lizenz CC BY-NC-ND 2.0 DEED
Akt des Gehorsams
“Die Menschheitsgeschichte begann mit einem Akt des Ungehorsams, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie mit einem Akt des Gehorsams ihr Ende finden wird.”
Erich Fromm „Über den Ungehorsam“ (1963) Stuttgart: DVA 1982
Fotos:
links: Lucas Cranach d. Ä. – gemeinfrei
rechts: U.S. federal government – gemeinfrei
Frieden gefährdet Arbeitsplätze
Fotos:
Soldat u.l.: 7th Army Joint Multinational Training Command from Grafenwoehr, Germany, Lizenz CC BY 2.0
Panzer u.r.: Xuan Shisheng, Lizenz CC BY-SA 3.0
Flugzeug: Julian Herzog, Lizenz CC BY 4.0
KraussMaffei-Werk: Birgit Streicher, Lizenz CC BY-SA 4.0
Rakete: No machine-readable author provided. Rama assumed (based on copyright claims). (Lizenz CC BY-SA 3.0)
Parade: U.S. Dept of Defense – gemeinfrei
Rasender Stillstand
“Heute, in einer Zeit des rasenden Stillstandes … verbreitet sich die resignative Stimmung, dass sich zwar alles ändert, aber nichts mehr geht. Jeder über den Tag hinausgreifende Gedanke steht unter Verdacht.”
Jürgen Habermas „Im Sog der Technokratie“ Berlin: Suhrkamp 2013
Fotos:
links: RyanMcGuire, Lizenz CC 0)
oben: ArTeTeTrA, Lizenz CC BY-NC-ND 2.0
unten: Kai Schreiber, Lizenz CC BY-SA 2.0
Oberster Grundsatz
“So lange aber der oberste Grundsatz der Staaten von einem empörenden Egoismus zeugt, und solange die Tendenz der Staatsbürger nur auf das physische Wohlsein beschränkt ist, so lange, fürchte ich, wird die politische Regeneration, die man so nahe glaubte, nichts als ein schöner philosophischer Traum bleiben.”
Friedrich Schiller, Brief an Herzog Christian Friedrich von Augustenburg, 13.07.1793
Foto: Diliff, Lizenz CC BY-SA 3.0 DEED
Komik und Elend
“Was er aber sah, war dies: Komik und Elend – Komik und Elend.”
Thomas Mann „Tonio Kröger“ (1903)
Fotos:
Hintergrund: Heinrich Zille
kleines Bild: © fotolia-Lizenz
Trickle-down-Effekt
“Es ist die große Vermehrung der Produktion in allen möglichen Sparten als Folge der Arbeitsteilung, die in einer gut regierten Gesellschaft jenen universellen Reichtum verursacht, der sich bis zu den niedrigsten Bevölkerungsständen verbreitet.”
Adam Smith „Wealth of Nations“ 1776
Foto: Stefan Magdalinski, Lizenz CC BY 2.0
Zitat unten: Antonio Gramsci „Gefängnishefte“ (1929-35)
Antonio Gramsci
wie Herrschaft
Politische Verbrecher
“Die großen politischen Verbrecher müssen durchaus preisgegeben werden, und vorzüglich der Lächerlichkeit. Denn sie sind vor allem keine großen politischen Verbrecher, sondern die Verüber großer politischer Verbrechen, was etwas ganz anderes ist.”
Bertolt Brecht, Anmerkungen zu „Arturo Ui“ (1948)
Fotos:
oben: Screenshot von Trailer „Der große Diktator“ (gemeinfrei)
links: FolsomNatural, Lizenz CC BY 2.0
Mitte: Jwh, Lizenz CC BY-SA 3.0/lu/deed.en
rechts: DonkeyHotey, Lizenz CC BY-SA 2.0
Verbote
“Die Menschen lieben Verbote.” Richard David Precht, Interview Augsburger Allgemeine 19.07.2019
“die Leute sind über die Maßregel entzückt. Einmal sind sie immer froh, wenn etwas geschieht: von jeder neuen Verordnung erwarten sie eine Wendung, wie manche Kranke, die jedes angewandte Mittel als mögliches Heilmittel begrüßen.” Bertha von Suttner “Die Waffen nieder” (1889)
Foto: Klaus Fürst, public domain
Die Macht
“Die Macht kann großen Einfluss haben auf die geistig Schwachen.”
George Lucas, Filmzitat (Obi-Wan Kenobi in „Star Wars“)
Fotos:
links: Gage Skidmore, Lizenz CC BY-SA 2.0
oben: Mstyslav Chernov, Lizenz CC BY-SA 4.0/deed.en
unten: J.A. de Roo, Lizenz CC BY-SA 3.0
Reich der Freiheit
“Das Reich der Vernunft ist ein Reich der Freiheit, und keine Knechtschaft ist schimpflicher, als die man auf diesem heiligen Boden erduldet.”
Friedrich Schiller, Brief an Herzog Christian Friedrich von Augustenburg 13.07.1793
Foto: DonkeyHotey, Lizenz CC BY-SA 2.0
Ring der Macht
“One Ring to rule them all, One Ring to find them, One Ring to bring them all and in the darkness bind them.”
J. R. R. Tolkien „The Lord of the Rings (1955)
Fotos:
Trump: Gage Skidmore, Lizenz CC BY-SA 2.0
Ring: Jorge Arimany, Lizenz CC by/sa/3.0/deed.en
Steinzeit-Individuen
“Wir müssen uns zunächst einmal mit dem Gedanken vertraut machen, dass Individuen mit steinzeitlicher Emotionalität heute in politischen Führungspositionen das Geschick von Supermächten und damit unter Umständen das von Abermillionen Menschen bestimmen.”
Irenäus Eibl-Eibesfeld „In der Falle des Kurzzeitdenkens“ München: Piper 1998
Bild: DonkeyHotey, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Provozierende Hartnäckigkeit
“Im Übrigen muss man sich fragen, was empörender ist: die provozierende Hartnäckigkeit, mit der die Machthaber ihre Macht festhalten – oder die apokalyptische Passivität, mit der die Leute ihre physische Präsenz hinnehmen. …wenn sich die Herrschenden einmal über alle Schranken hinweggesetzt haben, dann lässt sich an ihrer Herrschaft nichts mehr verändern; man muss sie hinnehmen, wie sie ist.”
Pier Paolo Pasolini „Die italienischen Nixons“ (1975)
Foto: Florian Gross, Lizenz: CC BY 4.0 deed.en
Zitat unten: Robert Spaemann „Wahrheit spricht mit leiser Stimme“ Kölner Stadtanzeiger 12.06.2008
Menschen über Menschen. Robert Spaemann
wie Identität
Der richtige Weg
“Er ging den Weg, den er gehen musste…und wenn er irre ging, so geschah es, weil es für Etliche einen richtigen Weg überhaupt nicht gibt.” Thomas Mann „Tonio Kröger“ (1903)
“Krumm kommen alle guten Dinge ihrem Ziele nahe.” Friedrich Nietzsche „Also sprach Zarathustra“ (1885)
Fotos: © fotolia-Lizenzen
Sonne der Arbeit
“Die Gesellschaft findet nun einmal nicht ihr Gleichgewicht, bis sie sich um die Sonne der Arbeit dreht.”
Karl Marx, Nachwort zu Enthüllungen über den Kommunisten-Prozess zu Köln. MEW 18, S. 570
Bild: Gustav Doré, Illustration zu Dantes „Göttliche Komödie“ 1857 (gemeinfrei)
Anderssein
“Jeder steht unter dem entwürdigenden Zwang, so zu sein, wie die andern: im Konsumieren, im Glücklichsein, im Freisein. Nie zuvor war das Anderssein ein so schweres Vergehen wie in unserer Zeit der Toleranz. Denn die Gleichheit ist hier nicht erkämpft worden, sie ist eine falsche, eine geschenkte Gleichheit.”
Pier Paolo Pasolini „Freibeuterschriften“ Berlin: Wagenbach 1982
Foto: Beatriz Rizzo, Lizenz CC BY-ND 2.0
Letzte Paradiese
“In den letzten Paradiesen einmal noch vor Glück zerfließen. Schnell, bevor der Traum verfliegt, denn die Dummheit hat gesiegt.”
Konstantin Wecker „Irgendwann“ Album „Stilles Glück, trautes Heim“ (1989)
Fotos:
(1+2) sasint – CC0 Public Domain
(3) Lars Curfs, Lizenz CC by-sa/3.0/nl/deed.en
Zivilisation
“Die Bourgeoisie reißt durch die rasche Verbesserung aller Produktionsinstrumente, durch die unendlich erleichterten Kommunikationen alle, auch die barbarischsten Nationen in die Zivilisation. Die wohlfeilen Preise ihrer Waren sind die schwere Artillerie, mit der sie alle chinesischen Mauern in den Grund schießt, mit der sie den hartnäckigsten Fremdenhass der Barbaren zur Kapitulation zwingt.”
Karl Marx, Friedrich Engels „Manifest der Kommunistischen Partei“ 1848
Fotos: Sasin Tipchai, Lizenz CC 0
Zitat unten: Chuck Palahniuk “Verflucht” (2011)
an einer einmal gewählten Identität. Chuck Palahniuk
wie Erkenntnis
Der Künstler
“Aber der Künstler wählt für das kurze Gesicht der Menschheit, die er belehren will, nicht für die scharfsichtige Allmacht, von der er lernt.”
Friedrich Schiller „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua“ (1783)
Foto (Betrachterin): Petra Sitte, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Späte Erkenntnis
“Zu spät erkennt der Mensch die Weisheit derer, die vor ihm waren.
Streift suchend durch das Leben
und will er dann die selbst erworbne Weisheit teilen,
wer nähme das Geschenk wohl an?
Zu spät erkennt der Mensch …”
Klaus Fürst
Fotos: Lizenz CC 0
Wir waren jene
“Wir waren jene, die wussten, aber nicht verstanden, die begriffen, aber sich nicht vergegenwärtigen konnten, voller Information, aber ohne Erkenntnis, randvoll mit Wissen, aber mager an Erfahrung. So gingen wir, nicht aufgehalten von uns selbst.”
Roger Willemsen „Wer wir waren“ Frankfurt: S. Fischer 2016
Fotos: © Lizenz fotolia
Gespenster der Vergangenheit
“Weil wir uns vor den Konflikten der Zukunft drücken, suchen uns die Gespenster der Vergangenheit heim.”
Erhard Eppler “Ende oder Wende” (1976)
Foto: strassenstriche.net, Lizenz CC BY-NC 2.0
Auf den Schultern von Riesen
“Wenn ich weiter sehen konnte, so deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stand.”
Isaac Newton: Brief an Robert Hooke (1675/76)
Bild: Dichter der Aufklärung – gemeinfrei
Fotos: © fotolia
Nathan der Weise
“So lad ich über tausend tausend Jahre
sie wiederum vor diesen Stuhl. Da wird
ein weisrer Mann auf diesem Stuhle sitzen
als ich; und sprechen.”
Gotthold Ephraim Lessing „Nathan der Weise“ (1779)
Fotos:
oben rechts + unten – Lizenz CC BY 2.0
oben links – gemeinfrei
Geringe Wirkung
“Zweifellos war die Kenntnis der großen Ideen der Menschheit noch nie so weit auf der Welt verbreitet wie heute. Noch nie war aber auch ihre Wirkung so gering.”
Erich Fromm “Propheten und Priester” (1967)
Foto: Lizenz CC0
denn welches Tages du davon isst, wirst du des Todes sterben.
1. Mose 2,17