eigentlich François-Marie Arouet
* 21. November 1694 in Paris
† 30. Mai 1778 zählt zu den bedeutendsten Philosophen und Schriftstellern der Aufklärung. Sein Leben war geprägt von scharfer Kritik an Autoritäten, einem unermüdlichen Einsatz für Vernunft, Toleranz und Menschenrechte sowie einem umfangreichen literarischen Schaffen, das Romane, Theaterstücke, Essays und Briefe umfasst.
François-Marie Arouet, besser bekannt unter seinem Pseudonym Voltaire, wurde am 21. November 1694 in Paris geboren. Er entstammte einer wohlhabenden bürgerlichen Familie. Sein Vater war Notar, und er erhielt eine erstklassige Ausbildung am Collège Louis-le-Grand, einer renommierten Jesuitenschule. Schon früh zeigte er ein Talent für das Schreiben und eine Neigung zur Satire, die ihm jedoch auch erste Konflikte mit den Mächtigen einbrachte. 1717 wurde er wegen eines Spottgedichts auf den Regenten Philippe II. d’Orléans in die Bastille gesperrt. Während seiner Haft nahm er den Namen „Voltaire“ an, unter dem er später weltberühmt werden sollte.
Nach seiner Freilassung feierte Voltaire erste Erfolge als Dramatiker mit Stücken wie „Œdipe“ (1718). Sein scharfer Verstand und sein Witz machten ihn in den Salons von Paris bekannt, aber seine kritische Haltung brachte ihn immer wieder in Schwierigkeiten. 1726 wurde er nach einer Auseinandersetzung mit einem Adligen erneut in die Bastille inhaftiert und anschließend nach England verbannt. Dort kam er mit den Ideen von John Locke, Isaac Newton und anderen Denkern der Aufklärung in Kontakt, die sein Denken nachhaltig prägten.
Nach seiner Rückkehr nach Frankreich veröffentlichte er 1734 die „Lettres philosophiques“, in denen er die englische Gesellschaft, Wissenschaft und Politik lobte und indirekt die französischen Verhältnisse kritisierte, was ihm erneut den Unmut der französischen Regierung einbrachte. Er musste Paris verlassen und fand Zuflucht auf dem Landsitz der Marquise du Châtelet in Cirey, mit der er eine intensive intellektuelle und persönliche Beziehung pflegte. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Werke, darunter das philosophische Poem „Le Mondain“ (1736) und erste Entwürfe zu seinem berühmten Roman „Candide“ (1759).
Nach dem Tod der Marquise zog Voltaire an den Hof Friedrichs des Großen von Preußen. Beide verband eine sehr wechselhafte Beziehung, und trotz großer gegenseitiger Bewunderung kam es zum Bruch zwischen beiden. (nähere Infos auf Wikipedia)
Seine letzten Lebensjahre verbrachte Voltaire auf seinem Landsitz in Ferney nahe der Schweizer Grenze. Dort wurde er zur moralischen Instanz Europas und setzte sich unermüdlich für Gerechtigkeit und Toleranz ein. Besonders berühmt wurde sein Einsatz für den zu Unrecht hingerichteten hugenottischen Kaufmann Jean Calas, den er posthum rehabilitieren konnte.
Kurz vor seinem Tod kehrte Voltaire nach Paris zurück, wo er triumphal empfangen wurde.
Er starb am 30. Mai 1778, ohne die letzte Ölung zu empfangen, da er eine Versöhnung mit der Kirche ablehnte. Seine sterblichen Überreste wurden 1791 in das Panthéon überführt, wo er bis heute als Symbol für Vernunft und Fortschritt geehrt wird.
Diese Sammlung von Briefen (1734) reflektiert Voltaires Bewunderung für das englische politische System und die Religionsfreiheit. Er vergleicht die gesellschaftlichen Strukturen Englands und Frankreichs und kritisiert die absolute Monarchie sowie die Macht der Kirche. Das Werk wurde in Frankreich als Angriff auf die bestehende Ordnung angesehen und verboten.
Wie kann man den Genuss von Greifenfleisch verbieten, wenn es diese Tiere gar nicht gibt?
Diese orientalische Erzählung von 1747 handelt von Zadig, einem weisen Mann, der durch verschiedene Abenteuer die Ungerechtigkeit der Welt erkennt. Voltaire nutzt das Werk, um soziale Missstände, Aberglauben und Machtmissbrauch zu kritisieren. Die Geschichte zeigt seinen Glauben an Vernunft und Gerechtigkeit als universelle Werte.
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Dieses satirische Werk von 1759 kritisiert die Philosophie des Optimismus, speziell Leibniz, und die gesellschaftlichen Missstände seiner Zeit. Die Hauptfigur Candide reist durch die Welt und erlebt zahlreiche Katastrophen, die seinen Glauben an eine gütige Vorsehung erschüttern. Voltaire verwendet Humor und Ironie, um politische und religiöse Dogmen zu hinterfragen.
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Wagt es selbst zu denken!
In dieser Sammlung von Essays und Artikeln (1764) behandelt Voltaire philosophische, religiöse und politische Themen. Er kritisiert Aberglauben, Dogmen und die Korruption innerhalb der Kirche. Das Werk war eine bedeutende Quelle der Aufklärung und wurde wegen seines kritischen Inhalts in mehreren Ländern verboten.
Ehrungen
Denn Voltaire ist, im Gegensatz zu allem, was nach ihm schrieb, vor allem ein Grandseigneur des Geistes.
Friedrich Nietzsche
Petrarca, Erasmus, Voltaire, — die Welt der Humanität tut sich auf,
das Reich des Fanatismus schließt sich beim Klang dieser Namen.
Thomas Mann
Bildnachweis
Porträtmedaille: Historisches Museum der Pfalz (CC BY-NC-ND)
Statue Paris: Philippe Alès (CC BY-SA 3.0)
Sarkophag: ROTA Hugo (CC BY-SA 4.0)
Statue Panthéon:
Büste 2: © 2006 Musée du Louvre, Dist. GrandPalaisRmn / Pierre Philibert
Büste 3: public domain
Büste 4: Klaus Fürst (public domain)
Büste 5: © 2017 Musée du Louvre, Dist. GrandPalaisRmn / Philippe Fuzeau
Büste 6: Antoine Taveneaux (CC BY-SA 3.0)
Sarkophag: ROTA Hugo (CC BY-SA 4.0)
alle anderen Bilder: public domain
Zitatnachweis
Friedrich Nietzsche “Ecce homo” (1908)
Thomas Mann “Betrachtungen eines Unpolitischen” (1918)